BUND Kreisverband Schmalkalden-Meiningen

BUNDLokal: Berichte aus der Region

17. Mai 2020

Thomas Perlick, geb. 1957 in Weimar Pfarrer zunächst in Nöbdenitz, Hainspitz und nun Römhild

Irgendwo dort, weit weg.

Nein, es soll einmal nicht um Corona gehen. Auch ich bin betrübt angesichts derer, um die wir bangen oder gar trauern. Aber Corona ist eine begrenzte Plage. Eines Tages wird sie vorbei sein und vielleicht medizinisch so beherrschbar wie manche frühere auch.

Genau das aber gilt für die verheerendste Seuche der Menschheitsgeschichte nicht: Die Pandemie des Hungers. Sie ist immer, Jahr für Jahr. Kein Fernsehsender, der jeden Abend die neuen Zahlen veröffentlicht: Neu erkrankt an der Pandemie des Hungers: ...  Gestorben: … Risikogruppe: Kinder. Hochrisiko: „Säuglinge“.

Die Pest war zeitlich begrenzt. Die spanische Grippe war zeitlich begrenzt. Corona ist zeitlich begrenzt. Hunger ist immer. Gegen Corona wird man hoffentlich einen Impfstoff finden, so wie gegen Keuchhusten und Diphterie. Es wäre ein Segen, keine Frage. Aber wo ist der Impfstoff gegen die Pandemie des Hungers, die opferreichste aller Seuchen? Wo ist die fieberhafte Suche nach einem Gegenmittel angesichts Millionen Hungertoter? Wo sind die Konjunkturprogramme, die Rettungsschirme? Wo ist die Einigkeit über alle Parteien hinweg, mit Entschlossenheit diese Pandemie zu bekämpfen? Eine Krankheit, die heilbar ist. Es brauchte nur eine Abschöpfung des Überschusses. Wir erleben gerade, wie Prominente ihre Schatullen öffnen. Der König von Twitter gibt eine seiner 4 Milliarden. Sportgrößen veröffentlichen ihre Millionenspenden. Corona, die Krankheit, die einen selbst treffen könnte, macht es möglich. Hunger, die erbärmlichste Seuche zum Tode, ist offenbar weit genug weg. Irgendwo dort, wo die Dürre immer schlimmer wird, weil wir das Leben aufgebläht haben zu einer Verbrauchsorgie. Irgendwo dort, wo die Armen angeblich selbst Schuld sind, sich die Bodenschätze von den Reichen weg schürfen zu lassen, um sie dann veredelt und teuer zurückkaufen zu dürfen. Irgendwo dort, weit weg.

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