BUND Kreisverband Schmalkalden-Meiningen

BUNDLokal: Berichte aus der Region

29. März 2020

Frank Henkel, 58 Jahre, Untermaßfeld (Klicken für mehr Infos)

Ein Tag im stillen Wald

Hallo Kinder!

Als Förster bin ich ja fast jeden Tag im Wald, aber jetzt ist alles anders. Zunächst bin ich heute Morgen mit meiner Dackeldame Biene in einen alten schönen Buchenwald gegangen. Dort lebt schon seit vielen Jahren ein Kolkraben-Ehepaar. Die haben ganz oben, vielleicht 25 Meter hoch, in einer Buche ein großes Nest gebaut. Dort ziehen sie jedes Jahr ihre Rabenkinder auf. Letztes Jahr waren es vier, auf dem Bild könnt ihr sie alle sehen. Als ich in die Nähe ihres Nestes kam, hörte ich schon ein lautes Kroo, Kroo, Kroo. Ich antwortete ihm, in dem ich seinen Ruf nachmachte. Schon flog er direkt auf mich zu und drehte einige Runden über mir, setzte sich wieder auf eine Baumspitze und beobachtete mich. Jetzt weiß ich, dass das Nest auch in diesem Jahr wieder bewohnt ist. Vielleicht saß der andere Rabe schon im Nest auf den Eiern und brütete. Raben sind sehr schlaue Vögel. Deshalb glaube ich auch, dass sie mich sogar kennen.

Kurze Zeit später hörte ich in der Ferne einen Schwarzspecht rufen. Durch Pfeiftöne kann ich auch den Schwarzspecht anlocken, was aber nicht immer klappt. Heute jedoch dauerte es nur ein paar Augenblicke und gleich zwei Spechte kamen ganz in meine Nähe. Einer davon, das Weibchen, flog vor mir an einen Buchenstamm mit einer großen ovalen Öffnung. Diese Höhle haben die Spechte im letzten Jahr in das Holz gemeißelt. Vielleicht werden sie in diesem Frühjahr hier ihre Jungen aufziehen. Da Schwarzspechte sehr scheue Vögel sind, habe ich diese Stelle im Wald schnell wieder verlassen, um sie nicht weiter zu stören.

Seit einigen Tagen ist unser Wald kaum wieder zu erkennen. Es ist viel stiller als sonst. Man hört nur den Wind, wie er die vertrockneten Blätter vom letzten Jahr zum Rascheln bringt. Auch der Gesang der Vögel oder das Trommeln der Spechte erscheint viel intensiver als sonst. Dabei ist es ganz einfach zu erklären. Es fliegen fast keine Flugzeuge mehr. Die müssen am Boden bleiben, damit sich ein für uns Menschen sehr gefährlicher Virus nicht noch schneller ausbreitet. Die Zahl der Flugzeuge, die in der Luft unterwegs sind, ist in den letzten Jahren immer weiter angestiegen. Zuletzt waren es schon so viele, dass man sie den ganzen Tag fast ohne Unterbrechung hören konnte. Das hat mich sehr gestört, denn sie sind oft lauter, als der Gesang der Vögel. Deshalb freue ich mich sehr, weil es in der Natur gerade wieder so schön ruhig ist wie damals, als ich noch ein Kind war.

Liebe Kinder, ich gebe Euch deshalb einen guten Rat. Schnappt Eure Eltern und geht zusammen raus in die Natur. Erfreut Euch am makellos blauen Himmel ohne Kondensstreifen und an der wunderbaren Stille.

Euer Förster Frank

 

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