BUND Kreisverband Schmalkalden-Meiningen

„Brauchen wir das schiefste Gebäude der Welt in der Rhön?“

27. Januar 2014 | Lebensräume, Naturschutz

Meiningen. Den Tourismus im Biosphärenreservat Thüringer Rhön auszubauen, ist sinnvoll. Das begrüßen auch die Umweltschützer der Verbände NABU und BUND des Landkreises Schmalkalden-Meiningen. Dass die Tourismusentwicklung nur im Wettlauf mit Superlativen geschehen muss, ist allerdings für Birgit Henkel vom BUND nicht nachvollziehbar. „Brauchen wir wirklich das schiefste Gebäude der Welt, um Besucher  zu uns in die Rhön zu locken?“ Auch Roland Burckhardt vom NABU hat seine Bedenken: „Der teure schiefe Turm samt seiner Ellipse wäre sowieso nicht ganzjährig sichtbar, da es viele Schlechtwettertage auf dem Berg gibt.“ Er muss es wissen als gebürtiger Bettenhäuser.
 
Für die Umweltschützer und Naturfreunde ist das Ausstellungsgebäude, ein Baustein des geplanten Besucher- und Erlebniszentrums, spektakulär genug. Aus ihrer Sicht ist dieses das eigentliche Kernstück der Planung. Gleichzeitig sei es landschaftsangepasst und originell, da es unterirdisch in den Berg eingebaut werden soll. Die geplante interaktive Ausstellung zur Geologie des Berges, zu Naturgewalten und zur Sternenkunde müsse Besuchermagnet des Planungsvorhabens werden, nicht das schiefste Gebäude der Welt.

Ein wesentlicher Schwerpunkt der Ausstellung sollte das Biosphärenreservat  Rhön werden, so der NABU-Vorsitzende Roland Burckhardt. „Auch 23 Jahre nach dessen Gründung des Biosphärenreservates  ist vielen Menschen nicht klar, warum solche Schutzgebiete überhaupt ausgewiesen werden und welche Bedeutung sie im internationalen Kontext haben.“ Mit der Ausstellung sollte es gelingen, dies Kindern und Erwachsenen auf anschauliche, interessante Art und Weise zu vermitteln, sie neugierig zu machen auf die einzigartige Kulturlandschaft der Rhön“, so die Vertreter der Verbände.

Bei allen Überlegungen zum Großprojekt, so die Empfehlung von BUND und NABU, sind auch die Ideen des Hüttenwirts Silvio Vollstädt, Betreiber der Geba-Baude, mit einzubeziehen. Der bestehende Gebäudekomplex, (u. a. Baude, Rhönkulturgarten, Spielplatz…) und das neu zu Errichtende befinden sich nicht nur in unmittelbarer Nachbarschaft, sondern hätten auch positive Synergieeffekte.
 
Hunderttausend Besucher pro Jahr sind für das Besucher- und Erlebniszentrum kalkuliert,  womit also eine Entwicklung in Richtung Massentourismus beabsichtigt ist. Da muss hinterfragt werden, ob die Rhön der richtige Ort für einen künstlich erzeugten Eventtourismus ist. „Vor 20 Jahren wurde diese Frage schon einmal deutlich verneint, als nämlich ein  so genannter Centerpark unweit von Hermannsfeld von den Bürgern abgelehnt wurde“, erinnert Birgit Henkel.

Vertreter der Umweltverbände sind gern bereit, ihre Ideen und Anregungen mit Bürgermeistern und dem Landrat zu diskutieren. „Konstruktive Vorschläge kommen sicherlich auch nach dieser erstmaligen Präsentation des Großprojektes noch von vielen Bürgern aus der Region. Diese sollte man ernst nehmen“, so Birgit Henkel überzeugt und zitiert einen Bibelspruch: „Prüfet alles, das Gute behaltet!“

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